Die Gießener Pinguine sind ein dreifacher Gewinn, betonte Barbara Klocke, Mitarbeiterin des Instituts für Förderpädagogik an der JLU. Anlässlich der Mitgliederversammlung der AKTION – Perspektiven e.V. stellte die Pädagogin das Pinguin Projekt vor, das sie mit dem freien Träger der Jugendhilfe während der Corona Pandemie ins Leben gerufen hat, um besonders bedürftige Kinder pädagogisch zu unterstützen.
Pinguine sind soziale Wesen. Sie sind besonders durch die intensive Sorge aller erwachsenen Tiere für ihren Nachwuchs bekannt. Daher sind sie Namensgeber des Projekts, das mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 auf Initiative des Instituts für Förderpädagogik der Justus-Liebig-Universität startete. Studierende mit dem Schwerpunkt Beeinträchtigung der emotional-sozialen Entwicklung begleiten hier besonders benachteiligte Kinder in ihrem Alltag mit ein bis zwei Hausbesuchen in der Woche im Rahmen eines halbjährigen Praktikums. In diesem Jahr startet das Pinguin-Projekt mit 15 Studierenden in die fünfte Runde.
Lauras Eltern kommen aus dem Drogenmilieu, lange haben sie und ihr Bruder in Obhut gelebt. In der Schule hat die Neunjährige große Schwierigkeiten, berichtete Friederike Henn, Pädagogische Leiterin der AKTION – Perspektiven e.V.. Seit sie von einem Pinguin betreut wird, tanzt und singt sie wieder und findet Anschluss. Ebenso wie Mila, die mit den Eltern und fünf Geschwistern in sehr beengte Wohnverhältnissen lebt. Ihr Pinguin ist für sie zu einer wichtigen Vertrauensperson geworden, der sie seit dem Frühjahr auf dem Weg in die Einschulung begleitet.
Mitarbeitende der AKTION – Perspektiven e.V., die die Familien der Kinder kennen, stellen den Kontakt zu den interessierten Studierenden her und begleiten diese während ihrer gesamten Einsatzzeit. In regelmäßigen Gesprächen finden Erfahrungsaustausch, Absprachen und Beratung statt. Durch das Institut werden die Studierenden auf ihre Aufgabe vorbereitet und intensiv begleitet. In wöchentlichen Treffen werden die Kinder und Jugendlichen bei den Hausaufgaben unterstützt, sie können üben, reden, spielen, spazieren gehen - je nachdem, was passt und möglich gemacht werden kann. Dabei wird über die schulische Förderung hinaus besonderer Wert auf die Gestaltung eines verlässlichen Beziehungsangebots gelegt.
Den dreifachen Gewinn, den das Projekt für die Kinder, die von der AKTION – Perspektiven e.V. betreuten Familien sowie für die Studierenden darstellt, die die Lebensrealität ihrer zukünftigen Schuler*innen kennenlernen, würdigte abschließend Inge Bietz, Vorsitzende des Vereins Aktion-Perspektiven. Sie hofft, dass der vielfache Nutzen des Projekts auch in Zukunft durch die zur Finanzierung erforderlichen Spenden ermöglicht werden kann.